Freitag, 9. Dezember 2011

Endlich: Los Pingüinos!

Den bekannten Nationalpark und Touristenmagnet "Torres del Paine" in Chile haben wir elegant ausgelassen. Mit den Worten von Doum den wir immer mal wieder antrafen ganz pragmatisch: "Hast Du ein Gletscher gesehen hast du alle gesehen... ". Gerne fuhren wir weiter durch die einsamen Gegenden und liessen die Pforten des Parkes hinter uns. In Punta Arenas an der Magellanstrasse angekommen wollten wir uns aber die Pinguine nicht entgehen lassen. Wir besuchten eine Kolonie mit Magellanpinguinen. Sehr interessante und schöne Tiere! Nachdem wir mit der Fähre die Magellanstrasse überquert hatten und in Tierra del Fuego (Feuerland) angekommen sind gings einsame Kilometer durch Schafgebiet. In der Estancia (Schaffarm) Concordia fanden wir Unterschlupf. Rigoberto, der Angestellte und Mann für Alles deckte den Tisch ungefragt für zwei Personen mehr zum Nachtessen- Gastfreundschaft auf patagonisch. Auf der Weiterfahrt wollten wir einen unterwegs erhaltenen "Geheimtipp" befolgen und eine Kolonie mit Königspinguinen besuchen. Untouristisch und gratis. Inzwischen steht dort ein Kassenhäuschen und der Eintritt von 12'000 chilenischen Pesos (ca. 24 SFr.) ist sogar für Patagonien sehr stolz. Genervt über diese Abzocke entschieden wir trotzdem uns diese Gelegenheit nicht entgehen zu lassen. So leicht kann man hier sonst nirgends Königspinguine sehen. Eigentlich ganz unspektakulär steht eine Gruppe von ca. 12 Pinguinen paarweise an einem Flüsschen nahe der Meeresbucht. Ab und zu bewegt sich mal einer, reckt den Kopf. Ansonsten passiert nicht viel, sie stehen dort. Zusammen mit zwei weiteren Besuchern sind wir ganz in diesen Anblick versunken. Hector, der "Bewacher" der Pinguine erklärt uns dass diese Pinguine am brüten sind. Er nimmt uns mit an den Strand wo eine andere Gruppe steht und sich vom Tauchgang in der Sonne aufwärmt. Auch hier ist keine Action- sie stehen, einer liegt. Für mich einer der schönsten Momente- hätte das nicht erwartet. Ich hätte diesen Tieren stundenlang zuschauen können. Im Gespräch mit Hector relativiert sich für uns dann der Eintrittspreis. Gleichentags als der Park eigentlich noch nicht geöffnet hatte waren zwei Besucher hier, wollten wohl lustige Fotos mit den Pinguinen machen. Haben sie an den Flügeln gezogen, gestossen und gestört. Unglaublich wie doofe Leute es gibt!!! Im Gästebuch hatten sie sich als Reiseleiter eingetragen- na dann... Da bezahl ich gerne was wenn ich weiss dass jemand wie Hector Tag und Nacht in dieser Einsamkeit in seinem kleinen Bauanhänger auf dem Gelände ist, den Feldstecher umgehängt hat, etwa alle vier Tage mal weggeht um eine Dusche zu nehmen und über die Pinguine wacht. Wir zelteten an der Strasse gegenüber des Parkes. Am Abend liess uns Hector nochmals hinein. Ganz allein höckelten wir vor einer Gruppe Pinguine in der untergehenden Sonne... was gibt es schöneres?
Auf der Weitefahrt wieder in Argentinien angelangt (man kann gerne mal den Grenzverlauf studieren) wurden wir bei der Estancia Viamonte (20'000 Schafe, 40'000 Ha), freundlich empfangen- neben Dach über dem Kopf gabs wieder Nachtessen und anderntags eine Führung inklusive Schafschur. Wir haben eine gute Reiserichtung- Nord nach Süd. Tendenziell haben wir nun meist Rückenwind. Dieser drückt uns teilweise mit über 40 Kmh vorwärts- ohne gross zu pedallieren. Wir haben Mitleid mit denen die uns entgegen kommen. Nun sind wir ca. 100 km vor Ushuaia in einer Panaderia (Bäckerei) untergekommen. Diese Panaderia ist mehr auch ein Kaffee-Restaurant und wohl DAS Ausflugsziel der Argentinier der Umgebung. Emilio der Besitzer lässt Veloreisende gratis in einem Zimmerli hinten im Lagerraum übernachten. Natürlich bekommt man die Jetons für die Kaffeemaschine und alle angebotenen Leckereien gratis... unglaublich diese Gastfreundschaft! Klar machen wir hier einen Tag Pause ;-) wir wollen aber auch unser Reiseende etwas hinauszögern, nicht zu früh in Ushuaia, dem Ende der Strasse und unserer Veloreise ankommen. Lange hab ich gedacht dass der Start in der Schweiz mit dem Büezer-Alltag nicht schwer wird... langsam hab ich aber immer mehr Schiss davor. So sehr hab ich den Nomadenalltag lieb gewonnen und mich daran gewöhnt... werd's ja dann sehen...
Ah ja- und im Gegensatz wie sich gewisse Touristen Kolumbien vorstellen: Nein, es wimmelt dort nicht von Bomben und Tretminen, es ist sehr schön dort!

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