Samstag, 19. November 2011

Villa O'Higgins...

... oder das Ende der Welt. Recht abgekämpft sind wir in diesem kleinen Kaff (ca, 500 Einwohner) in der Mitte von nichts angekommen... immerhin- wir haben es geschafft! Aber der Reihe nach: Die ersten zwei Tage ab Coyhaique, der letzten grösseren Stadt, bis Puerto Ibanez waren gemütlich auf Asphalt. Wir mussten lediglich in Ibanez die Fähre nach Chile Chico erwischen, die fährt aber nur einmal pro Tag. Wir entschieden uns beim Lago, dem zweitgrössten See Südamerikas, für die untypischere Ostroute. Wir wussten dass diese Route von anderen Radlern als "hübsch aber hart" eingestuft wird... wir hatten uns wohl aber mehr auf das "hübsch" konzentriert. Kaum in Chile Chico in die Pedalen getreten blies uns ein heftigster Wind entgegen der uns oft nur im Schritttempo vorwärts kommen liess. Zum übernachten suchten wir uns ein windgeschütztes Plätzli in einer Schlucht- wurden aber in der Nacht doch immer wieder von den Windböen die am Zelt rüttelten geweckt. Der folgende Tag wird wohl mal für Stories an die Enkelkinder herhalten... Windböen rissen uns immer wieder aus den Pedalen, die heftigen Steigungen mit rutschigem Geröll zwangen uns oft das Velo zu schieben. Ich mag aber viel besser bergauf fahren als meine ca. 70kg Velogrümpel auf Schotter zu schieben. Einzige Aufsteller waren das super Panorama dem See entlang und der feine Kaffee eines Holländischen Reisebüslipaares. Gegend Abend als die Strasse Eben wurde und der Wind nach einer letzten Biegung plötzlich endete war die Strasse dann zentimetertief mit lockerer Erde bedeckt. Die Chilenische Art den Belag der Strasse zu erneuern. Leider war einfach noch keine Dampwalze darüber gefahren und wir sanken mit den Velos immer wieder ein. Also das Velo auf flacher Strasse vorwärts schieben. Na ja- an diesem Tag heulten wir beide mal... Wir machten nur sehr wenige Kilometer und kamen schlecht vorwärts. Wir hatten aber zwei weitere Fähren zu nehmen- und die letzte fährt jeweils nur jeden Samstag. Dieser Tag brachte unsere ganze Planung der nächsten Tage durcheinander und wir kamen gehörig in Stress. Also versuchten wir Zeit wett zumachen: früher aufstehen, länger fahren und mehr Kilometer die nächsten fünf Tage. Auf der ganzen Strecke gab es nur wenige Dörfer- für die letzten vier Tage mussten wir alles Essen mitnehmen und radelten durch wunderschöne einsame Berg- und Waldlandschaften mit Gletschern immer in Sichtweite. Ein paar knackige Steigungen zwischen den kleinen Auf- und Ab's sorgten für Abwechslung. Abends hiess es jeweils Zeltplätzli suchen- ist nicht schwer wenn mal eine Strecke ohne Zäune links und rechts der Strasse kommt, Zelt aufbauen, sich waschen im Bach, kochen, abwaschen und schlafen- wir sind jeweils k.o. Am Morgen sind wir sogar zu faul um unser Chacheli abzuwaschen, wir putzen es lieber mit kaltem Tee und WC-Papier- obwohl der See fünf Meter neben dem Zelt ist. Als Radler-Doping haben wir den Brotaufstrich Dulce de Leche entdeckt- Caramelsauce bestehend aus Zucker und Milch. Ein Beutel à 250 Gramm hält gerade mal etwa 2 Tage... Sorry Pia: Früchte dann wieder in anderen Längengraden. Schlussendlich sind wir nun Freitag Mittags in O'Higgins eingeradelt- hatten sogar noch Zeit um Wäsche und uns zu waschen- die letzten neun Tage hatten wir immer gezeltet- so genossen wir ausgiebig die heisse Dusche. Diese neun Tage gehören wohl zu unserer "härtesten" Etappe dieser Reise. Wohl auch darum weil wir immer unter Zeitdruck standen und nicht einfach mal Pause machen konnten. Am Samstag gehts nun mit der Fähre weiter um einen kleinen Wanderweg über die Grenze nach Argentinien zu nehmen.
Ach ja: Patagonia OHNE Zäune!

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Coccinelle coccinelle!
il y a du laisser-aller dans tes nouvelles...
...en français!
Tu t'es découragée, hein?
Allez! ne nous en veux pas de nos silences! et profites bien de ces derniers tours de pédales! Affectueusement, Claudine

Sabine und Bernd hat gesagt…

Ui, das hoert sich hart an ... Wir wuenschen Euch nun eine erholsame Pause in ?? Ja, wo denn eigentlich, denn jetzt gerade seid Ihr ja schon wieder auf einem harten Stueck unterwegs ...

Ganz liebe Gruesse aus dem Casa de Ciclistas in Manihuales, wir haben Eure Gruesse ausgerichtet ;-)

Sabine und Bernd