Mittwoch, 9. November 2011

Carretera Austral, Chile, 16'867 km

Nun sind wir schon einige Tage in Chile auf der Carretera Austral unterwegs. Ab der Grenze auf der chilenischen Seite der Cordillera veränderte sich die Landschaft schlagartig. Viele kleine Hügel prägen die Gegend, häufig Nieselregen, überall Bäche und Flüsse, viel Moos und Flechten und neue Pflanzen säumen den Wegrand. Auch hat sich der Baustil der Häuser geändert. Es hat nicht viele grobe Steigungen (doch wenn es hat dann zünftig), es geht aber immerzu rauf und runter- und oft ganz fies steil. Es hat sehr viel Wald und man fährt kilometerlang alleine durch die Natur. Auf einzelnen Wiesen und entlang der Strasse liegen abgeholzte Bäume kreuz und quer herum und vermodern. Wahrscheinlich hat es so viel Holz dass sie hier gar nicht alles verwenden können. Macht man ein Schritt in den Wald hinein ist man sofort in einem grünen Dickicht das dem Film Herr der Ringe zu entspringen scheint. Manchmal ist man etwas an die Schweiz erinnert aber alles ist grösser, weiter und eben doch völlig anders.
Zum Glück hatten wir genug argentinische Pesos zum wechseln dabei- die Bank im ersten Dorf in Chile akzeptierte alle unsere vier Bank- und Kreditkarten nicht (trotz grossem Visa- und Mastercardkleber an der Tür- war wohl ein Werbegeschenk). Die nächste Bank befindet sich ca. 400 km entfernt in Coyhaique- in diesem Gelände für uns sechs Tage pedalieren. Aber man kann irgendwie gar nicht so viel Geld ausgeben- es hat ja nichts. Zum übernbachten suchen wir uns jeweils ein verstecktes Plätzli abseits der Strasse und zelten, essen bunkern wir in den Velotaschen und füllen diese in den wenigen Mini-Ortschaften auf wenn es was hat. In Mañihuales, nach einem Tag mit immer stärker werdendem Regen, suchten wir durchnässt nach einer Unterkunft. Das erste Hostal war voll, beim zweiten wurden wir erstmal komisch gemustert und bemerkt dass wir ja ganz nass seinen. Da der Preis uns eh zu teuer und die Frau zu unsympathisch war machten wir uns weiter auf die Suche in dem Nest. Nach 100 Metern hielt ein Auto und ein Mann fragte uns wohin wir denn wollten und ob wir eine Unterkunft hätten. Jorge hat hier ein Casa de Ciclista- bei ihm zu Hause können Velofahrer gratis übernachten. Kurz darauf sitzen wir geduscht und trocken in der Schlafnische neben seinem Büro, seine Mutter tischt uns ein feines Znacht auf und wir erklären seiner Tochter ein Spiel auf dem iPod. Das ist Veloreisen in Lateianamerika... Nun sind wir in Coyhaique, der letzten grösseren Stadt in Süden Chile angekommen: Zeit um stinkende (!) Wäsche zu waschen (wie lange kann man mit einem Paar Socken radeln?), sich mit Bargeld einzudecken und Gemüse zu kochen...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Sali Evelyne und Martin,

mit grosser Anteilnahme wie immer verfolge ich euren Blog und erfreue mich an euren Abenteuer in Patagonien aber am meisten erfreue ich mich an eurem Humor, der nie auszugehen scheint. Solange der hält, wird euch Patagonien wahrscheinlich nicht reichen...und Speichen kann man übrigens immer wieder flicken.

Es war allerdings schade, dass wir uns neulich verpasst haben als ihr bei "Berlin" vorbei peddaliert seit...!
Lasst es euch weiterhin gut gehen im Land der "Winde"...es sind die höchsten "Weihen", die man als Vélofahrer erhalten kann...

Liebe Grüsse Alexander