Freitag, 21. Oktober 2011

Patagonien, 15'806 km

Nun sind wir in San Martin de los Andes, just in der Region Patagonien angekommen und haben einen Tag Pause bei Ivana und Harry gemacht. Die zwei sind auch Reiseradler und machen momentan in San Martin eine Babypause. Die Velowelt ist klein- zumindest hier im Süden von Argentinien wo sich die vielen Veloreiserouten langsam auf einigen Hauptachsen sammeln und so kennen sie einige der Veloradler die wir irgendwann mal getroffen haben auch. Es ist immer viel interessanter und bereichernder bei "Gleichgesinnten" unter zukommen. Klar- erstens reist man so günstiger, vor allem aber ist es toll weil man immer gute Tipps aus erster Hand von anderen Radlern bekommen kann. (Bemerkung: Wir empfehlen allen Veloreisenden wärmstens das Netzwerk Warmshowers, siehe unsere Links). Aber es ist auch immer etwas "gefährlich"... man spricht über gemachte Reisen, schaut Fotos an etc. und da merke ich immer wieder dass ich in Ushuaïa wohl noch nicht genug habe, im Kopf beginnt es zu rumoren, weitere Pläne wälzen sich durch Hirnwindungen, neue Routen, andere Gegenden... Ach- ich beginne zu träumen... kann man vom Veloreisen genug haben? Warum ich gerade so gerne mit dem Velo unterwegs bin füllt dann wohl man einen eigenen Blogeintrag.
Nach unserem kleinen, schönen Aufenthalt in der Schweiz (hier ein herzliches Merci an Lukas für den netten Abend und an alle die gekommen sind) sind wir von Buenos Aires mit dem Bus nach Mendoza nahe der chilenischen Grenze gefahren. Argentinien wird bei uns wohl als Land des Windes in Erinnerung bleiben. Ab Mendoza hatten wir immer mehr oder weniger Gegenwind - und weniger wird es wohl südlicher kaum werden. Nach einigen Velotagen mit einer eindrücklichen Schluchtdurchquerung schnappten wir wieder den Bus nach Zapala um mehr Zei im Süden zu haben und um die Wüste (Sand, Büschel, Wind, nichts) etwas schneller hinter uns zu bringen. Zusätzlich zum Wind hat es immer mehr feinste Staubasche in der Luft die die Augen reizt. Nahe der argentinischen Grenze in Chile ist seit einigen Monaten ein Vulkan aktiv und in gewissen Gebieten ist die Asche scheinbar Zentimeter hoch.
90 Kilometer nach Zapala, in der Mitte von nichts fanden wir Unterschlupf bei einer Schule mit Internat (nein, das Blumenhaus ist doch nicht so abgelegen wie man manchmal meint). Die Kinder aus den umliegenden verstreuten Bauernhöfen gehen hier zur Schule. Cristina, die Betreuerin der Jungs schickt alle 64 kurz aus dem Schlafsaal damit wir in Ruhe duschen können, zum Nachtessen sitzen wir mit der ganzen Schule dann im Speisesaal und bekommen eine dampfende Suppe. Hier sind sie sich Veloradler gewöhnt die gegen Abend ankommen und um um ein Zeltplätzli fragen, in der Hochsaison hat es fast täglich. Wir sind diesen Frühling die ersten, läuten also quasi die Velosaison ein. Hier in San Martin ist die Landschaft nun wieder viel grüner, mit Bäumen und Wiesen, die Ruta de los siete Lagos beginnt hier. Man nennt die Gegend hier zum Teil auch "die Schweiz Argentiniens". Der Frühling ist in vollem Gange. Aber alle die uns beneiden und meinen dass wir es immer schön warm haben seien beruhigt - oft ist es recht kühl, die Shorts sind weit unten verstaut.
Mit den argentinischen Öffnungs- und Esszeiten haben wir noch etwas unsere Mühe. Oft sind alle Geschäfte von 13.00 bis 17.30 Uhr geschlossen. Die Restaurants haben frühestens ab 20.00 Uhr offen, um 21.00 Uhr sitzt man noch alleine am Tisch (wenn wir eigentlich bereits gerne in unseren Schlafsäcken wären) und wenn man das Essen um ca. 21.30 serviert bekommt beginnt sich das Restaurant langsam mit anderen Gästen zu füllen. Aber da Argentinien teuer ist kochen wir sowieso recht viel selber... und kommen daher auch rechtzeitig in die Federn, dies bedeutet aber nicht dass wir am Morgen sofort auf mögen. Zum Glück hat's am Abend wieder länger Licht.

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